Ich arbeite noch gar nicht so lange mit KI, wie sicher viele andere auf dem Markt da draußen. Denn mich hat die Künstliche Intelligenz lange nicht gepackt, bzw. hab ich gar keine Lust darauf gehabt. Mir war schon klar, dass das sicher nützliche Tools waren, aber damit zu experimentieren oder zu lernen, wie das am besten funktioniert, hat mich überhaupt nicht gereizt.
Vor einigen Monaten habe ich dann eine Weiterbildung für mich rausgesucht, um mich dem Thema ein wenig zu nähern. Im ersten Modul war ich ziemlich erschrocken. Denn die Fragen, die meine Kolleg:innen stellten (alles Trainer:innen), zeugten von noch weniger Ahnung und Erfahrung, als ich sie je hatte.
Ich hatte bis dahin schon 2 - 3 Tools ausprobiert und je ein wenig geübt. Mal mit ChatGPT, mal mit Bild- Generierung, mal mit einem Marketingtool. Aber viele der anwesenden Kolleg:innen hatten scheinbar noch gar nichts ausprobiert.
Im zweiten Modul wurde es besser, zuletzt aber auch, weil ich mit Kolleg:innen, die ich auch bei den VanSpiDays regelmäßig treffe, ganz konkret in die Übung ging. Wir tauschten uns über eine konkrete Idee aus, und trafen uns nach dem zweiten Modul zum gemeinsamen Üben.
Und hier zeigt sich, was schon lange Bestandteil meiner eigenen Workshops und Trainings ist: Peer-Group- Learning - also lernen mit anderen - macht nicht nur Spaß, sondern bringt die Lernenden auch viel weiter als sie je allein kommen könnten.
Durch den Austausch und die Fragen, die wir gemeinsam diskutierten, wuchs in mir der Wunsch (innerer Antrieb, intrinsische Motivation) mehr zu erfahren.
Seitdem nutze ich KI regelmäßiger und experimentiere viel mehr. Deshalb möchte ich dir nicht nur Mut machen, sondern dir auch konkrete Tipps geben, wie du KI nutzen kannst..
Zunächst erstmal ein paar Erkenntnisse, die mir geholfen haben:
- Die KI lernt mich mit jedem Experiment besser kennen und passt sich meiner Art zu denken an
- Du kannst KI als Sparringspartner:in nutzen. Sprich mit ihr:ihm, als wäre es ein:r Gesprächspartner:in, die dir gegenüber sitzt.
- Du kannst jeden Text nochmal abändern lassen oder so oft neu darum bitten, bis er dir gefällt.
- Gute Prompts - also Anweisungen - sind ausschlaggebend für guten Output. Schreibe vor allem viel zum Kontext und erkläre, die Umstände. Je ausführlicher, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Antworten gut zu dir passen. Teile ruhig auch deine Erwartungshaltungen mit.
- Ich nutze bisher nur die kostenfreie Version - bisher hat mir das völlig ausgereicht.
Jetzt aber zum Einsatz von KI, also meine Tipps, wie ich es einsetze.
1. Als Sparringspartner:in für neue Ideen
Zuletzt habe ich versucht, ein paar Ideen zu entwerfen, um einen Workshop zu designen. Dazu habe ich als Kontext aufgegeben:
"für eine Klausurtagung mit 30 Teilnehmenden suche ich eine Methode, um möglichst viele zu beteiligen und gemeinsam zu erarbeiten, welche Bedarfe sie und ihre Kolleg:innen beim Thema Aus- und Weiterbildung haben. Welche Methode und welchen Ablauf schlägst du vor, wenn wir ca 1 Stunde Zeit haben"
ChatGPT hat mir sofort einige Ideen ausgespuckt, die mich begeistert haben. Dennoch war eine Methode dabei, die ich für diese Tagung nicht nutzen wollte. Also fragte ich nach einer alternativen Methode.
Ihre Antwort:
"Natürlich, hier ist eine alternative Methode, die du für die Klausurtagung mit 30 Teilnehmenden verwenden könntest: das "Fishbowl"-Gespräch. Dies ermöglicht eine tiefere Diskussion in größerer Gruppe. Hier ist der Ablauf:"
Den Ablauf hat mir ChatGPT dann noch fein durchdekliniert. Dennoch war ich unsicher, ob ich die Methode richtig erinnerte, also fragte ich auch hier nochmal nach.
"Erkläre mir bitte die Methode Fishbowl noch einmal genauer."
So entstand letztlich ein guter Ablauf samt nützlicher Methoden, die ich wunderbar einsetzen konnte. Klar, ich wäre vielleicht auch allein auf diese Ideen gekommen, aber nicht so schnell. Das ist sicher. Und dann hätte ich sie auch noch aufschreiben müssen. :) Einige von euch denken jetzt vielleicht: aber gestalte ich nicht meinen Workshop lieber individuell und passe ihn dann an die Zielgruppe etc an? Ja, das tue ich auch. Vor Ort ändere ich manchmal sogar noch den Ablauf oder einzelne Methoden. Aber ChatGPT hilft mir, überhaupt erstmal das leere Blatt vor mir zu füllen. Meine eigene kreative Ader fühlt sich dadurch gefüllt und ergänzt viel leichter eigene Ideen.
2. Als Ersatz für Google
ChatGPT lässt sich wunderbar einsetzen, um Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen. "Erklär mir dies, erzähle mir das..."
Eine wunderbare Möglichkeit, um schnell und einfach Antworten zu bekommen. Ähnlich wie in Google Suche muss ich natürlich die Antworten abwägen, und kritisch hinterfragen. Ein wenig schwieriger als bei Google ist das allerdings schon. Denn während Google mir die Quellen aufzeigt, die dafür genutzt wurden, muss ich das bei ChatGPT erst hinterfragen.
Aber für einige Dinge ist das auf jeden Fall gut nutzbar. Wie oben beschrieben, zum Beispiel wunderbar, um mir etwas genauer erklären zu lassen.
3. Als Schreibhilfe
Ich nutze ChatGPT, um mir kurze Texte zu schreiben - zum Beispiel den Intro- Text zu diesem Blogartikel.
"Schreibe eine Einleitung zu einem Blogartikel, in dem es um meine Nutzung von KI geht. Ich möchte mit dem Artikel Mut machen, Hürden abbauen, aufzeigen, dass es Spaß machen kann, KI zu nutzen und super hilfreich. Außerdem möchte ich 5 konkrete Tipps geben, wie ich KI nutze."
Bis allerdings eine Version heraus kam, die mir gefiel, habe ich ChatGPT noch 5x gebeten, zu ändern oder anzupassen. Und trotz dieser Schleifen, hat mir die KI viel Zeit gespart.
Ein anderes Beispiel ist meine Webseite. Ich möchte hin und wieder die Texte darauf ändern, tue mich aber sehr schwer mit Marketing- Texten. Also habe ich folgendes probiert:
"Schreib mir einen Headertext, den ich auf der Startseite meiner Webseite veröffentlichen kann. Ich möchte deutlich machen, dass ich Organisationen ganzheitlich berate, Veränderungen begleite, Menschen unterstütze, Teams stärke. Wichtig ist es mir, dass der Text einen warmherzigen Ton hat und positiv und nahbar wirkt. Ich duze meine Kund:innen."
Auch dafür haben wir noch ein wenig back and forth den Text abgeändert, bis er zu mir und meiner Art gepasst hat. Aber auch hierfür hilft mir die KI, um ein leeres Blatt zu etwas zu machen, mit dem ich überhaupt arbeiten kann.
4. Als Ideengeber:in und Listenersteller:in
"Hey, ich möchte gerne einen Buchclub gründen und suche dafür ein Tool, wo wir alle Bücher, die wir gerne lesen wollen, auflisten können und hinterher eine Abstimmung daraus machen können. Hast du eine Idee?"
Wärst du allein auf Goodreads gekommen? Das war ein Vorschlag von ChatGPT neben einigen anderen. Mir hat die Idee richtig gut gefallen.
"Super, danke. Hast du eine Idee, welche Bücher wir unbedingt gelesen haben sollten, wenn wir uns für die Themen wie folgt interessieren? Organisationsentwicklung, Psychologie, Lernen, Persönlichkeitsentwicklung, Pädagogik."
"Sicher, hier sind einige Buchempfehlungen zu den von dir genannten Themen:
1. Organisationsentwicklung:
- "Reinventing Organizations" von Frederic Laloux
- "Die 4 Disziplinen der Umsetzung" von Chris McChesney, Sean Covey und Stephen R. Covey
2. Psychologie:
- "Denke nach und werde reich" von Napoleon Hill
- "Thinking, Fast and Slow" von Daniel Kahneman
3. Lernen:
- "Make It Stick: The Science of Successful Learning" von Peter C. Brown, Henry L. Roediger III und Mark A. McDaniel
- "The Art of Learning" von Josh Waitzkin
4. Persönlichkeitsentwicklung:
- "Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt" von Carol S. Dweck
- "Die 7 Wege zur Effektivität" von Stephen R. Covey
5. Pädagogik:
- "Freedom to Learn" von Carl R. Rogers
- "The First Days of School: How to Be an Effective Teacher" von Harry K. Wong und Rosemary T. Wong
Diese Bücher bieten eine breite Palette von Einsichten zu den von dir genannten Themen. Du könntest sie in deine Buchliste für den Buchclub aufnehmen und gemeinsam mit deinen Teilnehmer:innen erkunden. Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren! 😊"
ChatGPT listet mir schnell und unkompliziert Dinge auf, die zu einem bestimmten Thema passen und die ich wunderbar weiter verwenden kann. Ich habe das auch schon in andern Kontexten genutzt, wie zB. relevante Seminarthemen im Kontext von gehirngerechtem Lernen oder eine Übersicht zu allen relevanten Bereichen von Wissensmangement oder eine Liste von Hinweisen, wie man gesund führt.
Jeden einzelnen Punkt in diesen Listen kann ich mit Hilfe von ChatGPT dann noch vertiefen und hinterfragen. So kann ich recht komplexe Themen nach und nach aufarbeiten.
5. Als Marketingtexter:in
Ich habe ja eben schon erzählt, dass ich mich Marketingtexten sehr schwer tue. Mir fällt es nicht so leicht, aus der Nutzer:innen- Sicht zu formulieren, so dass ein:e Nutzer:in zB. schnell versteht, wozu dies und das gut ist und von Nutzen sein kann.
Ich formuliere oft nur aus meiner Blickrichtung.
ChatGPT hat mir bis hierhin schon einige Mae geholfen, kurze Marketingtexte zu formulieren. Wichtig dafür sind auch hier wider die richtigen Prompts mit möglichst vielen Hinweisen zur Zielgruppe. Dann kann ChatGPT auch gute Texte schreiben.
Und noch ein heißer Tipp:
Wenn du ChatGPT auf dem Smartphone als App nutzt, kannst du jetzt auch einfach die Spracheingabe nutzen und deine Prompts als gesprochenen Text einfügen. So kannst du beim Spaziergang oder beim Autofahren einfach und schnell Inhalte generieren. Oder dir einfache Notizen machen. So kannst du zB. beim Hören von Podcasts Ideen sammeln und ChatGPT später bitten, aus diesen Ideen ganze Texte zusammen zu schreiben.
Wie nutzt du KI bisher?
Welche Tipps hast du noch?
Schreib mir das gern in die Kommentare.
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