Wichtig für eine erste Einordnung ist sicher der Begriff der 'Kultur' in diesem Zusammenhang. Doch noch wichtiger ist die Frage nach deinem Warum.
Warum willst du überhaupt eine moderne, neue Lern- und Firmenkultur entwickeln? Nur, wenn dir klar ist, warum du genau wohin willst, kannst du dir eine gute, für dich passende Strategie entwickeln.
Schritt 1 - Definiere dein Warum
Wie ich schon in meinem letzten Artikel aufgezeigt habe, macht es wenig Sinn, Dinge zu verändern, nur um sie zu verändern. Du wirst vermutlich auch nicht hartnäckig genug daran arbeiten oder bei dem geringsten Widerstand aufhören.
Ein Warum treibt dich an, und motiviert dich.
Das ist besonders wichtig, um durchzuhalten und manch durstige Strecke zu überstehen.
Ein Warum könnte durch einen konkreten Scherz getrieben sein. Bist du vielleicht geplagt von vielen Kündigungen oder arbeiten deine Teams nicht effizient miteinander oder fehlen dir Innovationen, um zum wachsen? Auf jeden Fall muss dein Warum stark genug sein, um Geld zu investieren (klar, nichts gibts umsonst und neue Kulturen zu entwickeln ist langwierig und deshalb auch nicht günstig).
Schritt 2 - Entwickle eine Vision
Im nächsten Schritt gehst du vom Warum zur Zukunft. Wo willst du hin? Wie soll es da aussehen? Was soll da anders sein?
Male dir ein Zukunftsbild mit all dem, was du dir von deiner Zukunft wünschst.
Kennst du die Methode Visioning?
Stimm dich positiv ein, indem du dir einen Ort vorstellst, an dem du gern bist. Dein Gehirn hat durch die positiven Emotionen sofort einen besseren Zugang zur Kreativität.
Sobald du 'dort' bist, nimmst du dir ein Blatt Papier oder ein schönes Notizbuch (bitte unbedingt etwas, darauf du mit einem Stift schreiben kannst, es kann aber auch ein Tablet sein, auf dem du mit einem Stift schreibst) und starte eine 15 Minuten Reise.
Schreibe alle Dinge auf, die du mit deiner Vision verbindest: Wie sieht deine Firma in 5 Jahren aus? Was ist dann? Wie fühlt sich das an? Woran merke ich, dass wir 5 Jahre wieder sind? Welche Erfolge feierst du dann?
2 Regeln gibt es für diese Methode:
Setze den Stift nicht ab. Wenn dir nichts einfällt, male Kringel und Kreise. Der Stift sollte das Papier nicht verlassen.
Schreibe im Präsenz - also in der Gegenwart - so als wärst du jetzt 5 Jahre weiter. Setzte dir dafür ein Datum in der Zukunft und fühle dich genau in diesen Tag.
Du wirst sehen, die Kreativität setzt magische Wege frei und du wirst Dinge erkennen, die du über reines (logisches) Denken nicht gesehen hättest.
Schon mal probiert?
Wenn du die Vision entwickelt hast, teile sie und fülle sie mit Details.
Mein Tipp an dich: nimm dir gleich deine Mitarbeitenden mit auf die Reise! Wenn die sich bereits hier beteiligen können, wirst du sie später nicht mehr überzeugen müssen.
Schritt 3 - Lege deine Prinzipien fest
Mit Prinzipien meine ich deine Werte. Werte, für die du als Unternehmer:in und dein Unternehmen stehen wollen. Diese Werte sind später ein wichtiger Bestandteil im Marketing, wenn es darum geht, eine Strahlkraft und Anziehungskraft und gute Leute zu haben. Menschen, die in Unternehmen arbeiten, wollen sich mit diesen Werten identifizieren.
Was können deine Prinzipen sein? Du könntest zB. divers und vielfältig sein und eine offene Kultur für Menschen aller Herkünfte oder Hautfarben oder sexueller Neigungen sein, und dir könnte wichtig sein, dass besonders Menschen, die woanders von Rassismus und Ausgrenzung betroffen sind, bei dir ein gutes Arbeitsklima vorfinden.
Aber Achtung, schreibe dir Werte nicht nur außen dran. Schau genau hin und finde die vorhandenen, echten Werte und Prinzipien, die dich wirklich auszeichnen. Andernfalls vergraulst du die Mitarbeiter:innen, die du hast.
Außerdem ist es wichtig, nach diesen Prinzipien zu handeln und sich selbst als Unternehmer:in treu zu bleiben.
Schritt 4 - Finde Mitgestalter:innen in deinem Unternehmen
Einen großen Fehler, den ich häufig in meinen Beratungen erlebe, machen Firmen, wenn sie alles von oben herab bestimmen wollen. Geschäftsführungen und Inhaber:innen denken sich in ihrem Kämmerlein neue Strategien oder Ideen aus und versuchen dann, diese den Mitarbeiter:innen über zu stülpen. Dabei entsteht in der Regel sehr viel Gegenwehr, oder ein amüsantes Lächeln mit dem Hintergrund: 'Was der:die sich schon wieder ausgedacht hat...'
Du brauchst nicht nur die Zustimmung deiner Mitarbeitenden, sondern auch Unterstützung und aktive Mitarbeit an den neuen Projekten oder Ideen. Wenn du zB. das Thema Diversität nicht nur draußen dran schreiben willst, sondern Teams so aufstellst, dass sie sich gegenseitig befruchten, deine vorhandenen Mitarbeitenden aber total abblocken und neue, diverse Kolleg:innen nicht integrieren, dann kommt dein ganzes schönes Konzept ins Wanken.
Außerdem kannst du nicht alle Projekte und Ideen allein umsetzen. Es braucht Geschäftspartner:innen, die mitdenken und mitarbeiten.
Schritt 5 - Definiere einen Wert und setze dir ein Budget
Hast du schon mal einen Urlaub gebucht, ohne ein Budget vor Augen zu haben? Den gehörst du vielleicht zu den wenigen glücklichen Menschen, bei denen Geld keine Rolle spielt.
Alle anderen sparen monatelang (oder länger), setzen sich ein festes Budget und buchen die Reise nur innerhalb dieses Rahmens. Das macht auch Sinn für all deine Projekte und deine Ausgaben. Wenn du nun deine Firmenkultur verändern willst, dann (das weißt du hoffentlich) kostet das Geld. Selbst wenn du nur das Office neu gestalten willst, wird das einiges an Geld kosten.
Überlege dir also, welchen Wert hat deine Veränderung für dich.
Hier wirst du merken, dass ein starkes Warum und Wozu nützlich waren, denn diese Motive beweisen nun, wie ernst du es meinst und welchen Wert du dieser Veränderung geben wirst.
Schritt 6 - Hole Dir Unterstützung (von außen)
Bevor ich mir ein neues Auto kaufe, lese ich Artikel, befrage Menschen in meinem Umfeld, fahre probe und recherchiere nach Preisen und Bewertungen. Du auch? Ich nutze mein Umfeld und die mir zur Verfügung stehenden Mittel (Beratung von außen), um eine gute Entscheidung zu treffen. Warum möchtest du dein Veränderungsprojekt nun allein machen? Hast du nicht schon genug zu tun? Ich bin sicher, du hast auch eine andere Expertise, die an anderer Stelle notwendig ist.
Als ich das letzte Mal meine Wände neu gemalert habe, habe ich nicht nur sehr viel mehr Material verbraucht, sondern auch Zeit. Ein Profi wäre schneller gewese, und vom Ergebnis mal ganz zu schweigen.
Ich empfehle dir, dir Unterstützung zu holen.
Schritt 7 - Stabilisiere die psychologische Sicherheit in deinem Unternehmen
Ich war zuletzt auf einer Konferenz, auf einem Workshop als Teilnehmerin und einem Campervan- Treffen mit Kolleg:innen und überall, wirklich überall war das Thema 'Psychologische Sicherheit' präsent.
Worum geht es? In der Tat verstehen alle etwa anderes darunter, ich sag dir, was ich damit meine:
In einer Organisation ist es mir wichtig, mich sicher und wohl zu fühlen. Sicher bei dem, was und wie ich etwas tue. Ich möchte Fehler machen dürfen, Dinge ausprobieren dürfen, Freiheit haben, mich zu entwickeln und mit Menschen um mich herum offen reden dürfen. Ich möchte angstfrei und möglichst sorgenfrei arbeiten.
Psychologische Sicherheit bedeutet, sich zu vertrauen und auf die Umgebung, in der ich arbeite, zu vertrauen.
Sollte dies in deinem Unternehmen nicht der Fall sein (hast du mal ehrlich gefragt?), ist dies die Grundvoraussetzung für jegliche Entwicklung und Veränderung. Menschen werden nicht freiwillig und inspiriert Neues wagen, wenn ihnen diese Sicherheit fehlt. Eine Kultur der Angst lässt keine Entwicklung zu.
Schritt 8 - Kreiere Lernräume und ermögliche Austausch
Wir Menschen wachsen und verändern uns, wenn wir Freiheiten haben. Und da wir soziale Wesen sind, brauchen wir das Miteinander und inspirierenden Austausch. Freie Räume zum Denken und Entwickeln entstehen nicht unbedingt von selbst, sondern müssen in Organisationen geschaffen werden. Wer bis zum Anschlag arbeitet und jeden Tag im Hamsterrad dreht und Überstunden macht, wird erschöpft und müde auf die Couch fallen, und nichts Neues entwickeln. Alte Pfade werden nicht verlassen, sondern eingehalten, um wenigsten hier Verlässlichkeit zu haben.
Doch wie schaffst du Freiheiten und Lernräume, die inspirieren?
Zunächst braucht es genügend Personal, um alle Aufgaben zu erledigen. Nimm also nicht unendlich viele neue Aufträge an, sondern sorge für eine gesunde Auslastung. Schaffe erst ein gesundes, performantes Team, bevor du neue Kund:innen generierst. Gestalte deine Arbeitsumgebung so, dass Austausch möglich ist, offene, helle Räume, viel Grün, bunte Wände, viele Bilder oder Kunst und Rückzugsmöglichkeiten sind wichtig, damit Kreativität freigesetzt werden kann.
Biete Veranstaltungen und Workshops an, an denen Mitarbeitende teilnehmen können und sich vernetzen können. Schaffe Impulse durch Gastredner:innen oder lade andere Organisationen zum Austausch ein.
Impuls von außen stoßen immer Impulse innen an.
Schritt 9 - Vernetze das Wissen
Nutzt du interne Wikis, um dein Wissen im Unternehmen sowohl transparent zu haben als auch nachhaltig im Unternehmen zu lassen? Oder wandert mit dem in Rente gehenden Kollegen das ganze Wissen ab?
Wie schaffst du es, neue Kolleg:innen möglichst schnell und sicher einzuarbeiten und ihnen all das Wissen zur Verfügung stellen, das im Unternehmen vorhanden ist? Hoffst du auf stille Post? Oder sicher du eine gute interne Kommunikation ab?
Der erste Schritt für vernetztes Wissen ist also eine Datenbank, die sämtliches Wissen aktuell speichert und auf die alle Kolleg:innen zugreifen können.
Der nächste Schritt ist es, aus den Silos heraus zu kommen. Es macht ja auch keinen Sinn, wenn jede Abteilung ihr Wissen in einem eigenen Ordner oder Teams Kanal speichert, aber die anderen nichts davon wissen, oder sich zunutze machen. Hier greift zum Einen der letzte Punkt (ermögliche Austausch), aber auch gezieltes Teilen von Wissen. Du kannst zum Beispiel Job Rotation in deiner Organisation möglich machen. Dies ermöglicht zum Einen den Austausch, motiviert aber auch engagierte und neugierige Mitarbeiter:innen, die nicht 20 Jahre den gleichen Job machen wollen, sondern ihre Fähigkeiten entwickeln und ausbauen wollen.
Eine andere Form der Vernetzung ist es, Wissen transparent zu machen. Hast du schon mal über einen internen Podcast nachgedacht? Klar Aushänge an schwarzen Brettern kennst du, aber auch das Medium Podcast? Du kannst so schnell und einfach Menschen erreichen, die ansonsten über Standorte hinweg verteilt arbeiten und nicht täglich im Austausch mit anderen sind.
Projektteams gezielt divers aufzustellen, ist eine andere Möglichkeit, für eine Vernetzung des Wissens zu sorgen.
Viele unterschiedliche Menschen kommen so befristet zusammen und tauschen sich so miteinander aus.
Auch Formate wie WorkingOutLoud oder BarCamps sind ideal, um Wissen und Menschen zu vernetzen. Kennst du nicht? Hüpf mal zu Punkt 6 zurück)
Schritt 10 - Feiere deine Entwicklung
Feiern gehört zu jedem guten Abschluss dazu. Aber auch kleine Schritte sollten gefeiert werden. Oder hast du schon mal Fehler gefeiert?
All das sorgt für psychologische Sicherheit, aber auch Zugehörigkeit und für Vernetzung. Informeller Austausch wird gefördert, Menschen fühlen sich und ihre Arbeit wertgeschätzt und werden somit motiviert, weiter zu arbeiten und sich zu entwickeln.
Wer immer nur fordert, aber nicht fördert, wird spüren, dass die Motivation nachlässt und Entwicklung stagniert.
Du wünschst dir Unterstützung dabei, dein Team und deine Organisation zu entwickeln?
Ich unterstütze dich dabei, dein Team zu einem starken und motivierten Team, das gemeinsam Herausforderungen meistern kann. Melde dich gleich für ein kostenloses Beratungsgespräch.
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