Du bist Expert:in in deinem Gebiet, hast so viel Wissen und Erfahrung und möchtest das endlich alles an deine Kund:innen weitergeben?
Dann wird es Zeit, deine eigene Weiterbildung anzubieten und deinen Kund:innen dein Wissen weiter zu geben.
Du fragst dich gerade, wie du das machen sollst?
Ich erkläre es dir hier.
Bevor du aber weiter liest, muss ich dir noch eine wichtige Mitteilung machen.
Ich entwickle keine reinen Selbstlernkurse.
Wenn du wissen willst, wie du all dein Wissen ausschließlich in einen Selbstlernkurs kippst, den du dann die nächsten Jahre verkaufst - brauchst du hier nicht weiter zu lesen.
Wenn du wissen willst, warum ich das nicht mache, dann lies gern noch ein Stückchen weiter. Und dann entscheide selbst, ob du dann immer noch weiter lesen möchtest.
Ich bin Pädagogin aus Leidenschaft. Ich habe viele Jahre Pädagogik studiert, mich lange mit Lerntheorien, Methodik, Didaktik und Psychologie beschäftigt. Mir ist es wichtig, dass meine Teilnehmer:innen ihre eigenen Erfahrungen machen und ihr Verhalten nachhaltig ändern. Denn Lernen ist Veränderung. Reines Wissen ist noch kein Lernen, und somit auch keine Veränderung.
Ein Beispiel.
Wie viele Bücher und Fachartikel zum Thema Ernährung hast du schon gelesen? Bestimmt einige. Da hast du dir sicher schon viel Wissen angeeignet. Hast du nach dem ersten Buch schon direkt deine Ernährung verändert? Lebst du seitdem vegan oder konsequent zuckerfrei? Glückwunsch! Dann gehörst du zu den wenigen Menschen, die so viel intrinsische (innere) Motivation aufbringen können, dass du dir Vieles selbst beibringen kannst.
Die meisten Menschen jedoch werden sagen: "Ich hab' schon so oft angefangen, und es nicht durchgehalten. Dauerhaft war das jedenfalls nie."
Wenn es dir auch so geht, dann habe ich eine Erklärung für dich.
Das liegt vermutlich daran, dass du beim Ausprobieren allein gelassen warst. Die Theorie war dir klar (wir wissen alle, dass mehr rein als raus das grundlegende Problem ist), aber die tägliche Anwendung der Theorie, das Umsetzen in die Praxis, das ist am schwersten.
Ich habe schon so viele spannende Trainings und Workshops begleitet, nachhaltig waren nur die, bei denen danach das Thema zur Anwendung kam oder noch einige Zeit weiter begleitet wurde.
Schauen wir mal auf die Lernbereiche, in denen deine Kund:innen das Wissen unterschiedlich aufnehmen.
Ein Überblick über die Lernbereiche.
Es gibt drei Lernbereiche, die du mit deinen Methoden ansprechen kannst.
Den
- psychomotorischen
- affektiven
- kognitiven Lernbereich.
Beim Lesen eines Buches wird vor allem der kognitive Lernbereich angesprochen. Dein:e Kund:in erarbeiten sich dabei Wissen, welches sich in seinem:ihrem Gehirn ansammelt.
Manchmal, wenn Emotionen im Spiel sind, dann wird evtl auch noch der affektive Lernbereich getriggert.
Den psychomotorischen Lernbereich, also den, der angesprochen wird, wenn der:die Lernende etwas selbst macht, anfasst, üben und anwendet, der wird mit einem Buch nicht angesprochen. Und natürlich auch nicht mit einem Video, was deine Teilnehmer:innen sich anschauen.
Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn habe ich Englisch unterrichtet.
Viele meine Teilnehmer:innen haben damals gestöhnt und das Buch zugeschlagen und gesagt: "So lerne ich das nie! Ich muss mal für ein paar Monate nach England, dann lerne ich das viel besser."
Damals habe ich noch gedacht, dass das eine Ausrede ist. Das Lernen von Vokabeln, ja einer neuen Sprache ist halt anstrengend. Aber da genau ist eben der Haken. Ohne Anwendung, ohne das Erleben der gesamten Umwelt, lernt der Mensch sehr, sehr wenig und sehr langsam.
Nachhaltig und effektiv lernt dein:e Teilnehmer:in nur, wenn er:sie es selbst erleben kann. Ein Selbstlernkurs, der vielleicht aus vielen Videos und Texten besteht, führt zum Konsumieren von Wissen. Das ist für mich und meinen Anspruch aber zu wenig.
Den Aufwand, den ein:e Lernende:r noch zusätzlich betreiben muss, um sich nachhaltig zu verändern, möchte ich gern unterstützen und begleiten.
Deshalb entwickle ich Kurse, die
- interaktiv
- emotional und
- gehirngerecht sind.
Wenn du immer noch Interesse hast, wie das nun geht, dann lies gern weiter.
Selbstlernkurse können Teil einer Lernreise sein.
Nun will ich aber Selbstlernkurse gar nicht verteufeln. Sie sind natürlich ein Teil einer Möglichkeit, Neues zu lernen. Ich empfehle dir, sie als Teil eines Ganzen zu betrachten, und sie in eine umfangreiche Lernreise einzubetten.
Eine Lernreise?
Für mich ist jedes auf den Weg machen und etwas Neues lernen eine Reise. So starten deine Teilnehmer:innen an einem bestimmten Punkt oder Ort und reisen durch verschiedene Orte und Zeiten, an denen sie immer wieder neue Eindrücke und Impulse mitnehmen und ihren eigenen (Ressourcen-) Koffer packen. Diese einzelnen Stationen kannst du entwickeln. Designe für deine Kund:innen eine Reise mit vielen Stationen und Haltepunkten, an denen sie Stück für Stück an neues Wissen herangeführt werden.
Wo aber fängst du nun an?
Okay, das Ziel ist also schon ein wenig klarer - eine Lernreise soll es werden.
Aber wenn du betriebswirtschaftliche Kenntnisse hast, weißt du, dass Ziele erst smart sind, wenn sie spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sind. Ein Lernziel braucht also noch ein wenig mehr. Und dort empfehle ich dir auch zu beginnen. Überlege dir, was genau deine Teilnehmer:innen lernen sollen. Denn ganz nach Mark Twain "Wer nicht weiß, wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
Lernziele formulieren
Das wichtigste ist es also, sich zu überlegen, was deine Kund:innen nach deinem Kurs gelernt haben sollen. Dafür braucht es konkrete Inhalte.
Einige Beispiele:
- Ich verfüge über grundlegende Kenntnisse wichtiger Themen der Historiographie zum Zweiten Weltkrieg.
- Ich verstehe die Grundbegriffe der Systemtheorie Luhmanns.
- Ich kann einfachere Programme mithilfe der Programmiersprache Python schreiben.
- Ich kann soziologische Konzepte nutzen, um die gegenwärtige Finanzwirtschaft zu analysieren.
- Ich bin in der Lage, für mich motivierende Ziele zu definieren.
Es braucht drei Kriterien, um Lernziele eindeutig und konkret zu formulieren.
Ein beobachtbares Endverhalten (was), eine Bedingung (wie) und ein Maßstab (wie viel).
Los, überleg mal, was ist dein Lernziel?
Schreib es bitte direkt auf.
Wenn du nun weißt, wohin du laufen sollst (oder deine Kund:innen), dann kannst du nach vorn springen und die ersten Schritte in Richtung Ziel planen.
Was ist der Ausgangspunkt? Wo startet deine Lernreise? Was wissen deine Kund:innen schon? Wo haben sie schon Wissen oder Erfahrungen gesammelt und wo knüpfst du an?
Anknüpfen an Vorwissen
Das Anknüpfen an Vorwissen ist deshalb so wichtig, weil sich das neue Wissen direkt an die richtigen Stellen im Gehirn setzt und dort gespeichert wird. Lose rumfliegendes Wissen im Kopf lässt sich nur schwer zum richtigen Zeitpunkt raus holen und einsetzen. Wenn dein:e Kund:in weiß, aus welcher Schublade im Kopf sie das richtige Wissen ziehen soll, wird er:sie schneller in die Anwendung kommen.
Woher weißt du nun aber, was deine Kund:innen schon wissen?
Du fragst sie.
Du kannst zum Beispiel einen Fragebogen entwickeln, der Wissen ermittelt. Oder ein Quiz. Erstelle doch ein kurzes Quiz auf deiner Webseite, das deine Kund:innen selbständig machen können, und danach erfährst du - aber auch dein:e Kund:in, wie viel er:sie schon weiß.
Okay, den Anfang und das Ende hast du schon mal. Fehlt der Weg.
Und da ich ja vorhin von einer Lernreise sprach, braucht es einen Streckenplan. Wenn du Google befragst, wie du von deiner Haustür zum Reiseziel kommst, beschreibt dir das System ja auch die einzelnen Eckpunkte, Abzweigungen und die Dauer der jeweiligen Strecken. Genau so entwickelst du deine Lernreise.
Die einzelnen Haltepunkte (Inhalte) deiner Lernreise
Beginne also damit, welche Haltepunkte deine Kund:innen kennenlernen sollen. Bitte schreib auch die einmal auf. Wie viele sind es?
Bevor du weiter liest:
Hast du die zwei Aufgaben gesehen? Hast du die auch wirklich gemacht? ;)
Warum ist das Aufschreiben sowas wichtig? Genau, weil du es dann 1. selbst gemacht hast (psychomotorischer Lernbereich) und weil es 2. aus deinem Kopf raus ist. Brain dump - schon mal gehört?
Also, tu dir selbst einen Gefallen, und schreibe alle Lerninhalte auf, die zu deinem Kurs gehören sollen. Hier reichen natürlich erstmal Stichpunkte.
Zu diesen Inhalten musst du dir natürlich auch Methoden überlegen, wie du das vermitteln möchtest. Und denk dran, ein Vortrag (PowerPoint raus und stundenlang reden) ist wenig nachhaltig. Also, welche Methoden kennst du?
Wir unterscheiden in der Pädagogik zwischen zwei Kategorien:
lerner:innen- zentrierte und lehrer:innen- zentrierte Methoden.
Je nachdem, wer im Zentrum der Methode steht, handelt es sich um die eine oder andere Kategorie.
Vorträge oder Präsentationen sind zum Beispiel stark lehrer:innen- zentriert. Hier geht es um das Wissen der Lehrer:in, der:desjenigen also, der:die die Vortrag hält.
Projektarbeiten oder Lernaufträge sind eher lerner:innen- zentriert, denn hier steht das Lernen der Lerner:innen und deren Erfahrungen im Mittelpunkt.
Beide Kategorien haben natürlich ihre Berechtigung, manchmal muss man auch mal einen Vortrag halten oder Wissen zum Lesen oder Hören anbieten. Dir muss nur klar sein, wie groß der Lerneffekt sein wird, und wie lange die Aufmerksamkeitsspanne.
Plane lieber kleine, kurze Stops auf deiner Lernreise, dafür viel Abwechslung.
Ein guter Methodenmix macht mehr Freude und motiviert deine Teilnehmer:innen zudem.
Apropos Lerneffekt - wie stellst du sicher, dass deine Kund:innen auf wirklich etwas gelernt haben?
In der Schule haben wir schon gelernt, dass ein Test oder eine Klassenarbeit dafür da sind, um uns a) zu bewerten, aber auch b) zu ermitteln, wie viel wir schon können/ wissen.
Das ist auch durchaus eine gute Idee für deine Lernreise. (nicht das mit dem Bewerten)
Es gibt viele tolle, und ansprechende Möglichkeiten, kleine Tests, Quizze, Projekte oder Aufträge zu gestalten, um deinen Lernreisenden zu vermitteln, wie viel sie schon wissen.
Erinnerst du dich noch an die App 'Quizduell' - wie viele Stunden hast du damit verbracht, gegen Bekannte oder Unbekannte zu spielen und dein Wissen zu beweisen? Spielerisch gestaltete Tests machen Spaß und motivieren deine Kund:innen zum Weitermachen.
Außerdem ist es wichtig, dass du Reflexionzeiten integrierst.
Reflexion ist deshalb wichtig, damit sich das Gelernte wirklich setzen und etablieren kann, und Neues auch wirklich angewendet wird.
Hier ein paar Ideen für solche Reflexionen:
Takeaways ("was davon nimmst du heute für dich mit und warum?")
Beauftrage Hausaufgaben ("bitte erstelle bis zum nächsten Mal... ")
Brief an dich selbst ("Was genau möchtest du in den nächsten 6 Monaten umgesetzt haben?")
Vereinbarung ("besprich mit deine:m:r Kolleg:in, was genau du in den kommenden 2 Wochen ausprobieren möchtest")
Die konkrete Auseinandersetzung mit den Learnings sorgt am Ende einer Lerneinheit nicht nur dafür, dass die Gruppe Neues noch einmal wiederholt, sondern auch dafür, dass sie mit sich selbst einen Pakt schließen. Zudem hat diese Reflexion eine sehr angenehme Wirkung auf die Stimmung. Hast du das auch schon mal erlebt?
Nun fehlt noch der Teil, in dem die Kund:innen dich bewerten.
Happy Sheets sind dabei allerdings sehr aus der Mode gekommen. Weißt du, was Happy Sheets sind? Da sind lange Fragebögen auf Papier, meist am Ende eines Kurses ausgegeben, die die Kursteilnehmer:innen ausfüllen sollen, damit du weißt, ob du gut warst.
Wie evaluierst du deine Qualität?
Die erste Frage, die du dir bitte dafür stellst, ist die folgende:
Wer hat was davon?
Warum sollen Teilnehmer:innen am Ende einen langweiligen Fragebogen ausfüllen? Die Motivation, dies zu tun, ist eher gering. Ganz wie bei Kund:innenbewertungen im Internet, häufig schreiben nur die, die entweder mega unzufrieden oder mega zufrieden sind. Alle anderen schreiben nichts. Du musst sie also animieren, und intensiv darum bitten.
Deshalb ist das erste wichtige, was du bitte hieraus mitnimmst:
Keine Papierfragebögen, sondern gleich digitale Bewertungstools wie zB Google Rezensionen. Das geht oft leichter, und ist für dich auch direkt nutzbar als Kund:instimme.
Dann empfehle ich außerdem, nicht danach zu fragen, wie sie es fanden, sondern konkret danach, was genau sie gut fanden und was davon sie nutzen werden und was genau sie deshalb weiterempfehlen (wenn sie dich denn weiterempfehlen). Du merkst schon, die Art der Fragen sind wichtig.
Ob du im Training gut warst, deine Teilnehmer:innen Spaß hatten oder nicht, das erfährt du auch schon während der Lernreise. Befrage also alle paar Haltepunkte, ob sie noch zufrieden sind, oder ob sie etwas anderes brauchen. So kannst du bereits während der Lernreise Dinge ändern, die direkt deinen Teilnehmer:innen zu Gute kommen. Dadurch sind sie auch motiviert, dir Antworten zu geben.
Es sind also zwei völlig unterschiedliche Dinge, die zur Evaluation gehören.
1. die Überprüfung deiner Qualität und der ggf. notwendigen Anpassung während der Lernreise und
2. die Weiterempfehlung deiner Kund:innen an andere Kund:innen
Zusammenfassung
Wenn du dein Wissen an andere weitergeben möchtest (egal, ob es dein Finanz-, Webseiten-, Coaching-, Fotografie- oder Marketingwissen ist), dann kannst du andere beim Lernen begleiten. Diese Begleitung empfehle ich dir als Lernreise - also einer gestaffelten Reise mit vielen Haltepunkten, unterschiedlichen Verkehrsmitteln (Methoden), abwechslungsreichen Führungen (Sozialformen) und eine:m:r gute:n:m Reiseführer:in (du).
Entwickle diese Reise als einen spannenden Ausflug in eine neue Welt, in der auch dich auskennst.
Unterstütze und motiviere deine Reisenden (Lerner:innen) auf ihrem Weg und sorge dafür, dass sie nicht vom Weg abkommen. (Abbruch)
Stelle sicher, dass ihr Fotoalbum am Ende der Reise voll ist, und sie sich lange daran erinnern werden. (Lerntransfer)
Wenn du Lernen wie eine Reise betrachtest, dann vergleichst du einen (manchmal) anstrengenden, aber spannenden und aufregenden Prozess mit einer wundervollen und erlebnisreichen Reise, die so schnell nicht vergessen wird.
Aber Achtung:
Ich entwickle keine Selbstlernkurse.
Was es damit auf sich hat, liest du gleich zu Beginn des Beitrags.
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