Du kannst n Kickertisch aufstellen, Obstkörbe bestellen oder 1x pro Woche Homeoffice erlauben - die neue Arbeitswelt ist im Zweifel immer noch weit entfernt.
Um Generation Y und Z (aber auch die Babyboomer oder GenX) hinter dem Ofen hervorzulocken, braucht es mehr als das.
Gefordert werden Wertschätzung, flexible Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Warum also Lernen ein wesentlicher Teil deiner Firmenkultur sein sollte, liest du hier.
Was wollen eigentlich die jungen Menschen?
In vielen Artikeln oder Postings auf Social Media lese ich häufig zwei Phänomene:
Man hat erkannt, dass die "Jugend von heute" mehr Forderungen stellt und dass man mit der Einstellung von früher "ich geb dir doch n Job und n Gehalt, sei zufrieden damit" nicht mehr weit kommt.
Gleichzeitig habe ich selten den Eindruck, dass man verstanden hat, warum das so ist.
Viel zu oft wird sich über die "faule und freche" Generation Z beschwert. Sie hätten "viel zu überzogene Erwartungen" und "seien nicht mehr bereit, auch mal was zu geben". ICH glaube, dass das nicht stimmt. Ich erlebe viele Gründungen, Startups und junge Menschen, die für ihre Themen brennen und leidenschaftlich ihren Job machen. Sie sind neugierig auf die Welt, wissenshungrig und beschäftigen sich viel mit ihren Bedürfnissen. Sie lernen über ihren Körper, ihre Gesundheit und Ihre Wünsche so viel mehr und offener als es andere Generationen vor ihnen getan haben. Achtsamkeit ist längst kein esoterischer Begriff aus dem Yoga mehr - viele junge Menschen achten auf sich, ihre Ernährung und ihre Gesundheit. Das kann doch nicht falsch sein, oder?
Wie ermöglichen wir eine wertschätzende Arbeitsumgebung, wo auch der:die Einzelne zählt?
Wieso muss ein Mensch all seine Bedürfnisse vergessen oder ignorieren, wenn er:sie in den Job geht? Wieso sollte er:sie sich dem unterordnen und für jemanden schaffen, (und kreativ und innovativ sein), wenn das nicht wertgeschätzt wird?
Eines der Bedürfnisse ist es, sich den äußeren Einflüssen und Bedingungen anzupassen, und sich mit der Umwelt weiterzuentwickeln.
Das kann und sollte ich als Unternehmer:in nicht nur nicht bremsen, sondern sogar fördern. Wenn Menschen von sich aus an Bildung und Entwicklung interessiert sind, sollte ich das würdigen, Zeit dafür ermöglichen und begleiten. Das Bildungsurlaubsgesetz sieht hierfür sogar Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung vor.
Eine etablierte Gesprächskultur, in der sich Teams und Führungskräfte auch mal außerhalb von Deadlines oder Arbeitsaufträgen austauschen, kann eine gute Basis sein, um überhaupt zu erkennen, wenn jemand Interesse an Weiterbildung hat. Dafür helfen
- Feedbackgespräche
- Teammeetings
- Teamabende
- Einzel- Gespräche
- gemeinsame Mittagessen
- Kaffeerunden
Interessante Angebote und Veranstaltungen machen auch das Office wieder attraktiv und helfen bei einer guten Lernkultur
Lernen und Entwicklung sollte fester Bestandteil in Unternehmen der Arbeitswelt sein, regelmäßige Angebote wie Vorträge, BarCamps, Messen, Inhouse Schulungen oder Netzwerk- Treffen fördern die interne und interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Austausch und stärken somit die Kreativität und die Entwicklung.
Arbeitgeber:innen, die ihre Mitarbeitenden nicht nur als abarbeitende Schäfchen sehen, sondern als wertvolle Beitragende zum Unternehmenserfolg schaffen Umgebungen, in die jede:r freiwillig und gern kommt.
Wenn ich einen Arbeitsweg von 30 min und mehr in Kauf nehme, muss der Ort mehr sein als eine Ablagefläche für meinen Laptop.
Die Jahre von leblosen Schulungskatalogen und unzähligen, mehrtägigen Trainings in steifen Seminarräumen sind vorbei, es braucht abwechslungsreiche, moderne Formate und kleinere Häppchen, die motivieren und Spaß machen.
Ein paar Angebote könnten sein:
- Barcamps
- Meetups mit Gäst:innen
- Messen
- Lernreisen in Form von Blended Learning Formaten
- Firmenevents mit Lernstationen
Die Frage ist ja nicht "wann fahre ich ins Büro?" sondern "warum?".
Das gilt übrigens auch für kleinere Firmen mit weitaus weniger Budget oder Mitarbeitenden. Branchenweite Netzwerkveranstaltungen oder offene Angebote sollten für die eigenen Mitarbeiter:innen bekannt und verfügbar gemacht werden. ZEIT spielt dabei natürlich eine große Rolle.
Die Katze beißt sich in den Schwanz.
Wenn ich also auch auf dem Arbeitgebermarkt attraktiv sein möchte, und von den neuen Generationen und ihren Kompetenzen profitieren möchte, oder gar gut ausgebildete Fachkräfte brauche, um mein Arbeitsvolumen zu bewältigen, muss ich investieren. In Bildung, in Zeit, in Möglichkeiten und in meine Mitarbeitenden. Oder nicht expandieren.
Es gibt so viele gute Angebote da draußen - Beiträge auf Social Media (zB. LinkedIN) können tolle Inspiration liefern.
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